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„Ich finde, dass die Welt krank und verrückt ist, was ich mache, gibt mir die Möglichkeit eine Stellung zu beziehen.“ Patrick Gutschmidt
Autor Burgy ZappSummaryIch habe mich für eine Tätigkeit entschieden – Künstler – eine Tätigkeit von der ich glaube, dass ich sie am besten kann. Zum Glück stimmen mir auch andere darin zu. Erst die Kunst hat mir den ersehnten (Tätigkeits-)Raum für mein Leben geboten.Burgy Zapp: Hat Sie die Kunst gefunden oder hat die Kunst Sie gefunden?Patrick Gutschmidt: Ich habe die Kunst gefunden, nachdem ich lange vergeblich nach dem Inhalt meines Lebens gesucht habe. Die Kunst ist für mich auch eine Negation des sozialen Drucks gewesen, sich einen Beruf aussuchen zu müssen. Ich wollte keinen Beruf, weil ich keinen gefunden habe, der meine unterschiedlichen Interessen und Stärken wiederspiegelt. Ich habe mich für eine Tätigkeit entschieden – Künstler – eine Tätigkeit von der ich glaube, dass ich sie am besten kann. Zum Glück stimmen mir auch andere darin zu. Erst die Kunst hat mir den ersehnten (Tätigkeits-)Raum für mein Leben geboten.
Burgy Zapp: Patrik Gutschmidt, man könnte Sie in verschiedene Kunstrichtungen einordnen, Sie gehören zu den Künstlern die ein breites Spektrum abdecken. Woran liegt das?Patrick Gutschmidt: Ich habe viele verschiedene Werkstile. Das liegt daran, dass mich viele Gegenwars-Themen und ihnen angemessene Ausdrucksformen der Kunst interessiert habe. In verschiedenen Lebensabschnitten habe ich meine Prioritäten unterschiedlich gesetzt. Dennoch habe ich immer wieder Werkstile neu aufgegriffen, die ich zwischenzeitlich nicht weiter verfolgt hatte.
Burgy Zapp: Indem man einen Künstler immer an seiner Arbeitsweise erkennt, wird er leichter berühmt und verkauft sich besser. Nachdem Sie viele verschiedene Werkstile haben, ist das sicher toll für den Kunst-Betrieb und nachteilig im Kunst-Markt. Wie kompensieren sie diesen Nachteil?Patrick Gutschmidt: Der Kunst-Markt schreit nach Wiedererkennbarkeit, das bediene ich nicht. Ich habe hohe Ansprüche an mich selbst. Ich wünsche mir auch von meinen Sammlern mehr als andere Künstler. Mehr als solche Künstler, die ein Thema zwischen sich und den Sammler stellen. Dadurch hat man noch etwas Drittes – ein Tema – über das man reden kann. Bei mir fällt das fast völlig weg, zwischen mir und dem Sammler befindet sich nur noch das Werk als Kommunikation. Wenn man ein Werk aus einer umfangreichen Arbeitsreihe kauft, dann ist das Werk selbsterklärend. In meiner Arbeit finden sich Entwicklungssprünge von einem Werkstil zum anderen, es ist daher nötig sich mit mir als Künstler und Person auseinander zu setzen, um diese nachvollziehen zu können.
Burgy Zapp: Kann man daraus schließen, dass ihre Arbeit sehr privat und dennoch öffentlich ist?Patrick Gutschmidt: Jede meiner Arbeiten ist sehr privat. Sie sind aber nicht gemacht um privat und nur im privaten Umfeld zu bleiben. Die Arbeiten benötigen genauso ein Publikum, einen Umraum auf den sie sich beziehen. Sie sind ein Medium zwischen mir und dem Betrachter, bloß sind sie uneindeutiger. Weil das Thema fehlt muss man sich annähern. Im Künstlersalon Berlin hängt ein großer Schädel auf weißem Grund, es hängt bereits in thematischer Nähe [Depression und Tod], worum es in der Arbeit aber gar nicht geht. Das Licht spielt, das durch den Schädel bricht und die sklavische Ausführung sind zentral. So etwas kann ein aufmerksamer Rezipient sich selbst aus dem Kontext und meiner Person in intimeren Gesprächen erarbeiten.
Burgy Zapp: Wie ist die Arbeit „Schädel“ entstanden?Patrick Gutschmidt: Technisch ist sie durch Airbrush und Maskierung entstanden, wobei einzelne Details mit freier Hand nachgetragen wurden. Mich interessierte damals der Kontrast zwischen foto-ähnlichem Realismus und schematischer Abstraktion. Trotzdem wollte ich mich auf Schwarz/Weiß begrenzt weil ich Reduzierung spannender finde als opulente Schwelgen in Farben. Erst hier kommt das Thema Schädel. Der Schädel ist ein hohles Volumen, was ich herausgearbeitet habe, indem der Schädel nur mehr eine dünne Schale ist. Das Gehirn – der Inhalt der Schale – ist weg. Zurück bleibt ein leerer Raum, wie Höhle in die Licht fällt. Und wenn man hineinruft, erhält man ein Echo. Derartige Überlegungen sind mir lieber, hier verbinde ich viele Themen, an die Arbeit kommt man aber nur über die Betrachtung von Werk und Künstler.
Burgy Zapp: Zurück zum Anfang, stellt ihre „Traum-Tätigkeit“ nur eine anhaltende Masturbation im Atelier dar – das machen zu können was sie am liebsten machen, oder beschäftigen Sie sich auch mit dem Zeitgeist?Patrick Gutschmidt: Erstes: Ja, ich mache im Atelier wirklich was mir spaß macht. Es geht mir nur um mich selbst, eine egoistische Arbeitsweise, die aber auch Selbstreflektion und Traumdeutung ist. Das zweite ist: Ich bin mir bewusst, dass ich als Künstler eine gesellschaftlich Randposition einnehme, aus der ich Dinge anders betrachten kann, als es andere aus ihren Sachzwängen [Beruf] heraus möglich ist.
Burgy Zapp: Aus dem Interview hat sich ein Streitgespräch über unsere Epoche entwickelt:Patrick Gutschmidt: Ich finde, dass die Welt krank und verrückt ist, was ich mache, gibt mir die Möglichkeit eine Stellung zu beziehen.
Engagement
Patrick Gutschmidt engagiert sich für junge Künstler. Außerdem ist er ein Uhrgestein des Künstlersalon Berlin:
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