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Stichwörter: Interview, Mode, Salomé Golliez
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Autor Burgy Zapp
SummaryBei der von Ihnen genannten Kollektion Golliez de Vuippens Minotaube war ich der ursprüngliche Bezugspunkt, später hat sich dann meine Arbeitsweise nicht nur auf das Konzentriert was ich gerne tragen würde, sondern gerade mein Freundeskreis war ein wichtiger Maßstab im Feedback.Burgy Zapp: Salomé Golliez, Sie entwerfen in Basel Mode unter dem Label-Namen Golliez de Vuippens und wir werden später Ihre dritte Kollektion Minotaube zu sprechen kommen.Wie sind Sie zur Mode gekommen?
Salome Goilliez: Eigentlich hat es bei mir selber angefangen, aber das sagt ja jeder. Konkret habe ich für eine Theatergruppe, die in Edinburgh und Avignion auf Theaterfestivals auftraten, Kostüme entworfen. Eine Laufbahn als Kostümbildnerin kam für mich aber nicht in Frage, weil mir der Arbeitsbereich zu begrenzt ist.
BZ: Von welchem Bezugspunkt gehen Sie bei Ihrer Arbeit aus?
Salome Goilliez: Bei der von Ihnen genannten Kollektion Golliez de Vuippens Minotaube war ich der ursprüngliche Bezugspunkt, später hat sich dann meine Arbeitsweise nicht nur auf das Konzentriert was ich gerne tragen würde, sondern gerade mein Freundeskreis war ein wichtiger Maßstab im Feedback. Über die Designerin selbst wird die Kleidung verstanden, weil eine Identifikation über die Person zur Kleidung stattfindet, dass ist bei mir sicherlich mehr der Fall, als bei anderen Modeschöpfern, die Person als Image rausnehmen.
BZ: Woher nehmen Sie Ihre Inspiration?
Salome Goilliez: Ich finde, Inspiration ist sehr schwer zu erklären, es ist für mich eher wie essen. Ich kann nicht einfach ins Museum gehen und mir Inspiration abholen, es ist für mich viel mehr ein Bedürfnis mich in Mode auszudrücken. Wenn ich mich festlegen muss, würde ich sagen, dass meine Freunde, die aus anderen Bereichen kommen, für mich eine sehr wichtige Inspirationsquelle sind. Dort fängt die Arbeit an und drückt sich im Verlauf in Mode aus.
BZ: Wie würden Sie Ihre Entwürfe beschreiben?
Salome Goilliez: Bei der letzten Kollektion – der Minotaube – waren andere Kulturen für mich wichtig. Wo beginnt etwas, wo ist der Nullpunkt, wo entsteht Dreidimensionalität? In der westlichen Kleidung ist sehr viel Dreidimensionalität eingebaut, in anderen Kulturen ist das Tuch von zentraler Bedeutung und die Dreidimensionalität entsteht erst am Körper. Ich transportiere beispielsweise die Wickeltechnik in europäisch wirkende Entwürfe.
BZ: Wie wollen Sie Ihre Kollektionen verstanden wissen?
Salome Goilliez: Die Frau, oder der Mann, die meine Entwürfe trägt muss sich sicher fühlen und frei auf dem Parkett bewegen können. Nur dann können meine Entwürfe ihre volle Wirkung entfalten. Sie oder er weiß Materialitäten und die bewusste Auswahl von Farben zu schätzen wissen.
BZ: Verkleiden Sie ihre Models mit Mode?
Salome Goilliez: Nein, die Persönlichkeit sollte erhalten bleiben, meine Entwürfe sind nicht aufgesetzt, aber es darf durchaus eine Irritation beim Betrachter stattfinden. Die Aufmerksamkeit die meine Kleider beispielsweise auf den Träger lenken und ihre, seine Persönlichkeit fließen ineinander, daraus entsteht die Möglichkeit aber nicht die Notwendigkeit für den Träger im Mittelpunkt zu stehen und sich frei zu entfalten. Aber ich mache ruhigere Kleidungsstücke, die für Frauen und Männer Basics darstellen und gut kombinierbar sind. Was ist für die Goilliez de Vuippens Kollektion Minotaube charakteristisch? Bei Minotaube bin ich ausgegangen vom klassischen westlichen Herrenhemd und habe mit anderen Verschlussmöglichkeiten – wickeln – experimentiert. Hierbei habe ich dem klassischen Hemd gewickelte Kleider gegenübergestellt und miteinander verschmolzen. Mein gewickeltes Hemd / Kleid kann verschieden getragen werden und lässt dem Träger viele Variationen offen, bleibt aber immer in dem Sinne ein Hemd bzw. ein Kleid und wird nicht einfach zur Hose.
Das zweite Thema – nicht nur bei dieser Kollektion – ist es Konvention zu hinterfragen, sowie das Thema der Geschlechterrollen ein großes Potential hat. Hierbei definiere ich für mich die Geschlechter neu. Leider wird meine Arbeit auch als androgyn bezeichnet. Der Begriff androgyn selbst kann genannt werden, trifft aber meiner Meinung nach überhaupt nicht zu und ist völlig abgelutscht. Mit meiner selbstbewussten Kleidung will ich eine selbstzufriedene und unbewegliche Gesellschaft höflich hinterfragen.BZ: Selbst Ihre guten Freunde sind oft von Ihnen überrascht und lernen neue Charakterzüge kennen, außerdem schwebt das Urteil im Raum, Sie seien schwer zu fassen. Wie erklären Sie sich das?
Salome Goilliez: Ich bin erstmal Mensch und nicht einfach nur Frau. Dann sind da noch meine Tiere und die Pflanzen auch noch. Und das macht es halt manchmal ein bisschen bunt. Wenn man Eingeladen ist und man bringt nicht nur eine Person mit, sondern meine ganze Arche, dann sind die Leute etwas überfordert.
BZ: Und welche Tiere haben Sie?
Salome Goilliez: Oh, die kann ich nicht alle aufzählen, das sind zu viele. Die Haupttiere, die um mich herum sind: ist der Schwan, die weiße Taube, das Pferd in allen Elementen und jetzt kommt auch noch der Löwe, der Nachtfalter und der Schmetterling hinzu. Der Schmetterling ist ganz besonders kompliziert, den muss man immer wieder pflegen, auch und den Pfau habe ich vergessen.
BZ: Welche Projekte werden Sie als nächstes angehen?
Salome Goilliez: Ein Grundthema ist die Beziehung zwischen Mensch und Tier, dass sich durch mein gesamtes Leben zieht. Außerdem will ich die Mode in Zukunft mehr aus einem wissenschaftlichen Standpunkt bearbeiten und sie als Phänomen verstehen. Die Vertiefung meine bisherigen Ansätze der Mode-Phänomenologie könnten sicherlich durch die Wissenschaft befruchtet werden.
BZ: Vielen Dank für das Interview -
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