Magazin › Foren › Events & Presse für Kunst & Kultur › Zwischen Furcht, Fantasie und Wirklichkeit I MARGARET HOFHEINZ-DÖRING
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Mini KapurBilder der Göppinger Malerin Margret Hofheinz-Döring (1910-1994) werden in einer zweiten Einzelausstellung in der Berliner Galerie Under The Mango Tree vorgestellt.
Einige der etwa 60 Arbeiten werden erstmals seit ihrer Entstehung gezeigt.
Geschichte
Man stelle sich eine Welt vor, in der es schon seit Jahren keine Kriege mehr gibt. Die Welt schlummert friedlich. Kein einziger Laut stört die Ruhe. Man stelle sich vor, man ist – wie die Künstlerin im Atelier – allein in dieser befriedeten Welt. In solchen Momenten der raumgreifenden Stille schärfen und verdichten sich die traumatischen Erinnerungen der Malerin. Sie greift zu ihrem Skizzenbuch, um das Erlebte, die daraus resultierenden Schatten der Vergangenheit – wie sie es nennt – abzuschütteln und durch Empfindungen des Glücks zu übertönen. Sie ist eine Künstlerin. Sie will Neues schaffen! Ihre Wirklichkeit. Verlorene Zeit kommt nicht zurück. So viel ging verloren. Zwei Weltkriege. Sie weiß das, und sie malt, ohne aufzuhören, bis zum Ende ihres Lebens.
Margret Hofheinz-Döring hat im Laufe ihres Lebens 7000 Werke – oder sogar mehr – mit ganz unterschiedlichen Sichtweisen auf unsere Welt geschaffen. Sie befasst sich intensiv mit klassischer Literatur und setzt sie in ihre Bildsprache um. Sie stellt die Hässlichkeit der menschlichen Niedertracht dar und malt albtraumhafte Gestalten und beklemmende Ereignisse. Dagegen stellt sie Rückbesinnung auf die Familie und die alltäglichen Dinge des Lebens mit kräftigen Pinselstrichen und den ihr eigenen, eigenwilligen Farbkompositionen in den Vordergrund. Sie freut sich über häusliche Harmonie und über das Glück, das man beispielsweise bei der malerischen Betrachtung eines Sonnenaufgangs empfindet. Trost finden und Kraft schöpfen aus der malerischen Betrachtung von Vögeln, Blumen und Bergen ist ihr Geheimrezept zur Bewältigung ihrer traumatisierten Vergangenheit.
Margret Hofheinz-Döring verwendet die Farbpalette ihrer Zeit. Jedoch die Kombination der Farben, ihr Pinselstrich, ihre Sujets sind sehr individuell und haben einen hohen Wiedererkennungswert.
Ihre Suche nach Trost führt sie auch zur Abstraktion, einer geistigen Realität, die stärker ist, weil sie nicht an die sichtbare Welt gebunden ist. Von „Sonnenaufgang“ in Acryl bis zu „Licht in dunklen Flammen“ in Pastell auf rotem Papier, führt ihre Reise zum eigenen Ausdruck. Eine kurze Begegnung mit dem Kubismus zeigt vielleicht den Versuch, die Zeit nachzuholen, und zu verstehen, dass es im Leben kein Zurück und kein schnelles Fortschreiten gibt. Dies sind bewegende Bilder, die den Betrachter in die persönliche Welt der Künstlerin entführen. Sie will sich ausdrücken, ohne Behinderung und Beurteilung.
MDH sucht oft Trost in der Natur. Ihre Malutensilien sind immer dabei. In ihren Landschaften verwendet Margret Hofheinz-Döring lange und kurze, kräftige und zarte Pinselstriche, teilweise beeinflusst durch divisionistische Malerei, um die Bäume und den Boden zu strukturieren. Die Farben auf ihrem Block oder auf ihrer Leinwand repräsentieren nicht das Gesehene eins zu eins, im Gegenteil: Ihre Farben sind oft „unnatürlich“. Die Bäume haben an der Spitze helles Rot, die Hügel im Hintergrund sind in abstrakten Mustern von Blau und Rosa gemalt. Wichtig ist die vibrierende Leuchtkraft der ungewöhnlichen Farbwahl, wobei die kräftigen Farben sich auf dem Papier zu einem harmonischen Ganzen zusammenfügen.
18 farbenfrohe Werke zur Mobilität zeugen von MHD’s neuem zuversichtlichen Blick in die Zukunft. Margarete macht 1964 den Führerschein – damals für eine 54-jährige Frau mutig und noch recht ungewöhnlich. In ihrem ihr eigenen Stil dokumentiert MDH ihre Erlebnisse und Empfindungen während des Fahrunterrichts. Sie zeigt Mut zur Abstraktion und zur besonders intensiven Farbgebung. Die Wahl der kräftigen Farben und ihre Herangehensweise an das Thema Mobilität dokumentieren ihren Humor und das neu gewonnene starke Vertrauen in eine bessere Zukunft.
Margret Hofheinz-Döring drückt in ihren Bildern Schmerz und Freude am Leben gleichermaßen aus. Deshalb üben sie eine unwiderstehliche Faszination auf den Betrachter aus, die auch in der Zukunft gültig bleiben wird.
Die Ausstellung Between Fear, Fantasy and Reality wird in der Galerie Under The Mango Tree, 10823 Berlin, Merseburger Straße 14, vom 29. 8. bis zum 26. 10. 2017 gezeigt. Eröffnung: 26. 8. von 17 bis 19.30 Uhr. Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag 15.30 bis 18.30 Uhr und Samstag 13 – 16.30 Uhr -
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