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Stichwörter: Interview, musik, Musiker, Rainer Philippi
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Autor Burgy ZappSummaryDa wäre als erstes zu klären, was Kunst ist. Für mich hat Kunst sehr viel mit Inspiration zu tun. Angefangen mit der Inspiration, die es schafft, bekannte Dinge in einem anderen als dem gewohnten Zusammenhang darzustellen und uns damit die Möglichkeit gibt, unser Denken, unseren Blick auf die Welt zu hinterfragen.Burgy Zapp: Ist Musik Kunst und wenn ja, warum?
Rainer Philippi: Da wäre als erstes zu klären, was Kunst ist. Für mich hat Kunst sehr viel mit Inspiration zu tun. Angefangen mit der Inspiration, die es schafft, bekannte Dinge in einem anderen als dem gewohnten Zusammenhang darzustellen und uns damit die Möglichkeit gibt, unser Denken, unseren Blick auf die Welt zu hinterfragen. Für mich ist aber auch zum Beispiel der Wahlspruch der Französischen Revolution – Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit – ein Ergebnis eines inspirierten Prozesses, ein Kunstwerk. Zweitens finde ich es wichtig, daß das, was aus dieser Inspiration entsteht, daß Kunst etwas schafft, was uns als Menschen, als Menschheit weiter bringt, uns etwas gibt, an dem wir uns zum Positiven weiterentwickeln können. In der Musik können diese Bedingungen auf jeden Fall erfüllt werden. Selbst wenn eine Musik einfach „nur schön“ ist, kann sie uns doch an unsere Sehnsucht nach dem Schönen erinnern…und schließlich zur Wahrheit führen 🙂
Ach ja, …Kunst, inspiriertes Handeln kann in so vielen Lebensbereichen gefunden werden, im Pädagogischen, im Sozialen … halt auch in so vielen kleinen Momenten.
Burgy Zapp: Welche Rolle spielt die Musik für Ihr Leben?
Rainer Philippi: Musik kann entspannen, es wird in diesem Moment zum therapeutischen Mittel, dass innere Anspannungen lösen kann. Bei anderen Menschen kommt dieses loslassen, dieses, daß der Kopf frei wird, vielleicht eher beim Tanzen . Mein Weg ist es in die Musik hinein zu gehen, dann entwickelt sich ein spannungslösender Moment.
Das zweite, was ich an der Musik wichtig finde, findet beim Komponieren statt.
Während ich komponiere, suche ich danach, wo oder wie es in dem Stück weiter geht, wo die Musik hin will (na ja, ich glaub so selbstlos kann ich noch nicht sein), wo ich denke oder fühle wo es weitergeht. Manchmal fallen mir dann Wege ein, die mein Kopf sofort kritisiert, nicht glauben will, daß aus dieser Idee etwas entstehen könnte. Der Kopf sollte aber in dieser Phase des „Schaffens“ erstmal gar nicht viel zu sagen haben, also versuche ich ihn draußen zu lassen und mit dem was mir eingefallen ist – und meinem Verstand erstmal gar nicht schmeckt! – weiterzumachen. Das war bisher immer die richtige Eintscheidung. Solche Beobachtungen in diesem Entstehensprozeß finde ich jedesmal wieder neu faszinierend.
Auch andere Momente beim Komponieren können den wunderschönen Nebeneffekt haben, daß sie mich mir (wieder) näher bringen oder auch neue Seiten in mir anklingen lassen. Manchmal muß ich Dinge einfach zulassen, dran glauben usw.
Burgy Zapp: Wie hoch sind Ihre Gagen?
Rainer Philippi: Das klären wir dann persönlich 🙂 Zu diesem Thema fällt mir diese kleine Geschichte ein: In China sollte jemand den neuen Thron im neuen Schloss bauen. Als er fertig war, wurde das Kunstwerk von allen bewundert. Schließlich fragte man nach dem Künstler: Da erschien ein runzliges altes Männchen, von dem man nicht dachte, dass so jemand diesen Tron gebaut haben könnte. Man fragte ihn, wie er das geleistet habe? Am ersten Tag habe ich versucht zu vergessen, wie viel Geld ich dabei verdienen werde.
Am zweiten Tag habe ich versucht zu vergessen, wie viel Ruhm ich dabei ernten werde. Am dritten Tag habe ich angefangen zu arbeiten. Ich mag solche Weisheiten.
Burgy Zapp: Wenn ich sie nun für einen wunderschönen und unterhaltsamen Abend gewinnen wollen würde, welche Argumente müsste ich vorbringen?
Rainer Philippi: Faire Gage, klarer Zeitrahmen, vielleicht noch gutes Essen , na ja Sie wissen, was ich meine.
Burgy Zapp: Ihre Eltern haben einen Bauernhof, sie sind ein halbes Jahr durch Afrika gereist und haben dort selbst Landwirtschaft betrieben. Könnten Sie es sich vorstellen, einen eigenen Bauernhof zu betreiben:
Rainer Philippi: Ich mache gerade noch eine Fortbildung innerhalb der Landwirtschaft, die ich hoffe, demnächst abzuschließen. Ich hatte während meiner Lehrzeit auf biologisch dynamischen Hofgemeinschaften die Möglichkeit, mit Menschen zusammenzuarbeiten bzw. kennenzulernen, die sich sehr engagiert für die Arbeit an der Erde eingesetzt haben und in meinen Augen sehr viel Wertvolles geleistet haben. Das wird für mich auf jeden Fall immer ein Vorbild sein. Jedoch plane ich im Moment, nochmal in die Schauspielecke hineinzuschnuppern. Wie es dann weitergeht ist noch offen…
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Rainer Philippi engagiert sich im Künstlersalon Berlin. Er wurde vom Brandmelder dauerhaft ins Programm aufgenommen. Außerdem musiziert er an zahlreichen Abenden in unterschiedlichen Lokalitäten in Berlin und Barcelona.
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