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Christian Bahr
Christian Bahr im Interview: Jenseits der Einheitsnase Autor Burgy ZappSummaryDer heutige Plastische Chirurg muss wie der Chirurg früher das rein chirurgische Handwerk perfekt beherrschen. Aber er muss auch auf der Klaviatur der Gesamtästhetik spielen können.Burgy Zapp: Dr. Christian Bahr, Sie sind Plastischer Chirurg und Bildhauer. Wie sind Sie zur Plastischen- bzw. Schönheitschirurgie gekommen und was gefällt ihnen an ihrem Beruf?Christian Bahr: Das Gesicht war für mich schon immer ein starker Wahrnehmungs-Magnet. Von der Anatomie und Physiognomie, der Individualität, über die Psychologie mit Ausdruck und Eindruck, bis hin zur Ästhetik ist das Gesicht meines Erachtens der aufregendste Teil unserer Körperoberfläche. Ganz gezielt habe ich mir ein Dissertationsthema innerhalb dieses Themenkomplexes gesucht: Proportion und Vermessung des Gesichts in Kunst und Medizin und der Goldene Schnitt. (http://www.drbahr-berlin.de/plastische_chirurgie/dissertatio…) Ein Glücksfall war hier die Begegnung mit meinem Doktorvater, Herrn Professor Norbert Schwenzer, Ordinarius für Kiefer- und Gesichtschirurgie der Universität Tübingen, der mich in meiner Entwicklung sehr unterstützt hat.
BZ: Was muss ein Plastischer Chirurg heute leisten und welche Erwartungen werden an diesen Arzt gerichtet?
CB: Der heutige Plastische Chirurg muss wie der Chirurg früher das rein chirurgische Handwerk perfekt beherrschen. Aber er muss auch auf der Klaviatur der Gesamtästhetik spielen können. Ästhetik hat eben ganz unmittelbar auch mit Fittness, Wellness, Anti-Aging und Lebensqualität zu tun. Well-Aging ist das übergeordnete Stichwort und eine gute Plastische Chirurgie gehört heute unangefochten dazu. Sie bzw. er sollte außerdem eine Vertrauensperson sein, die sich mit besonderer Sensibilität und Einfühlungsvermögen dem einzelnen Patienten widmet. Und, jenseits der Einheitsnase erfordert jede chirurgische Maßname zur Verbesserung des individuellen Erscheinungsbildes den ästhetisch besonders geschulten Blick. Die wesentliche Basis werden aber immer medizinische Kompetenz, handwerkliche Präzision sowie State of the Art der chirurgischen Techniken und des Equipments bleiben.
BZ: Sie sind als praktizierender Schönheitschirurg in Berlin niedergelassen und unterhalten außerdem ein großes Bildhaueratelier. Ist die Bildhauerei ein Hobby für Sie oder eine zweite Berufung?
CB: Der Arzt in mir stellt sich der chirurgischen Aufgabe und der damit verbundenen Verantwortung. Als Bildhauer beim modellieren habe ich selbstverständlich ebenso die Perfektion im Blick. Hier bietet sich aber ein befreites Medium, in dem ich mich von zeitloser Anschauung und den Kriterien objektiver oder subjektiver Sichtweise leiten lassen kann. So sind Werke entstanden, die einerseits persönlichen Charakter haben, andererseits aber auch Portraits und Büsten, manche davon stehen im öffentlichen Raum.
BZ: Durch den Einfluss der Medien hat sich unser Schönheitsideal stark verändert. Wie wirken sich unsere hohen Ansprüche an das Äußere unserer Mitmenschen und Lebenspartner auf die Zukunft der Schönheitschirurgie aus? Sehen sie Probleme oder Tendenzen?CB: Ich würde nicht unbedingt zustimmen, dass sich das Ideal menschlicher Schönheit in allen Punkten wandelt. Hier kann z.B. differenziert werden zwischen figürlicher Schönheit einerseits, die im Laufe der Epochen einem häufigen Wandel unterworfen war, und der Gesichtsästhetik andererseits. Im Bereich der Gesichtsästhetik lassen sich aus meiner Sicht sehr konstante Schönheitskriterien ablesen. Symmetrie, Proportionierungen im Gesicht, Harmonie der Binnenstrukturen, Jugendlichkeit, Textur /Hautqualität sind sicher zeitlose Merkmale für Schönheit. Die Proportionen des Gesichtes lassen sich mathematisch formulieren. Und wenn wir von natürlicher Schönheit reden, sind immer eine stimmige fraktale Geometrie und der Goldene Schnitt mit im Spiel. Das Wort der sagenumwobenen Schönheit stammt aus der Ära vor den modernen Bildmedien. Heute werden uns täglich Schönheiten aus aller Welt vor Augen geführt. Das macht uns alle in einem bestimmten Sinne zu Spezialisten der Schönheit. Die Bilderflut der Medien bewirkt jedoch, dass die Messlatte beim automatisierten Urteilen sehr, sehr hoch gehängt wird. Je mehr das Individuum urteilt, um so mehr fühlt es sich selbst wiederum dem Urteil anderer ausgesetzt, was ein feines Gespür im Vergleich der äußerlichen Erscheinung nach sich zieht. Unsere schnelllebige Zeit bewahrheitet außerdem den Satz: Für den ersten Eindruck gibt es keine zweite Chance! Albert Schweitzer schreibt: „Mit zwanzig hat jeder das Gesicht, das Gott ihm gegeben hat, mit vierzig das Gesicht, das ihm das Leben gegeben hat, und mit sechzig das Gesicht, das er verdient hat“. Das Gesicht ist uns gegeben – Die moderne Plastische Chirurgie bietet viele Möglichkeiten – aber Lachen! müssen wir schon selber.
BZ: Dr. Bahr, ich bedanke mich für das Interview.
Ausstellungsstücke Künstlersalon Berlin
Dr. Bahr versteht sich als Kunsthandwerker, ist keiner Schule verpflichtet und unterwirft seine Arbeiten im Berliner Atelier höchsten Ansprüchen.
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