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AnonymGLOBALE ÖFFENTLICHE GÜTER
DIE ALLMENDE-KLEMMEvon Jens Martens, World Ecology, Economy& Development (WEED)
Was allen gehört und keiner besitzt, hat in der Regel einen schweren Stand: So sind Werte wie Gesundheit, Frieden und eine intakte Umwelt zwar im persönlichen Umfeld hoch erwünscht, im globalen Sinne jedoch ohne Lobby. Ein Zustand, der auch in Deutschland die Diskussion um die Finanzierung von Globalen Öffentlichen Gütern entfacht hat.
Das Konzept der Globalen Öffentlichen Güter (Global Public Goods – GPGs) ist innerhalb weniger Jahre zu einem neuen Referenzrahmen für die internationale Umwelt- und Entwicklungspolitik geworden. Auslöser war eine Neudefinition des Begriffes durch das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen. Globale Öffentliche Güter sind danach solche, deren Nutzen über Landesgrenzen und Regionen, Bevölkerungsgruppen und Generationen hinausreicht. Unter diese breite Definition fallen die klassischen öffentlichen Güter Frieden und Sicherheit ebenso wie eine intakte Umwelt, Gesundheit, das kulturelle Erbe, aber auch stabile Finanzmärkte, Wissen und Information.Ökonomisierung des Denkens?
Die Auseinandersetzung über Globale Öffentliche Güter hat im Vorfeld des Rio+10-Gipfels im Sommer 2002 in Johannesburg an politischer Dynamik gewonnen. Der Ansatz ist aber keineswegs unumstritten. Weder über die Definition noch über die Finanzierung von GPGs herrscht Einigkeit. Die einen sehen in dem Konzept eine theoretische Neubegründung des Multilateralismus. Indem es sich traditioneller ökonomischer Begrifflichkeiten bediene, sei es an den Diskurs der tonangebenden Kräfte von Weltbank bis Wallstreet anschlussfähig. Andere fürchten gerade deswegen, das Konzept führe zu einer weiteren „Ökonomisierung des Denkens“, indem es politische Ziele und gesellschaftliche Werte (Frieden, Gerechtigkeit, Artenvielfalt) zu wirtschaftlichen Gütern degradiere.
Dabei ist die Idee des öffentlichen Gutes keineswegs neu. Ein traditionelles Beispiel ist das Weideland im kollektiven Besitz, die sogenannte „Allmende“. Mitte des 20. Jahrhunderts hat der Wirschaftsnobelpreisträger Paul Anthony Samuelson den Begriff konkretisiert. Nach seiner Definition haben öffentliche Güter – in Abgrenzung zu privaten Gütern – zwei besondere Eigenschaften: Erstens kann das Gut von beliebig vielen Personen konsumiert werden, ohne dass diese sich gegenseitig im Konsum einschränken (Kriterium der „Nicht-Rivalität“); und zweitens kann niemand vom Konsum des Gutes ausgeschlossen werden (Kriterium der „Nicht-Ausschließbarkeit“). Ein klassisches Beispiel ist der Leuchtturm. Sein Licht kann von vielen Schiffen genutzt werden, ohne dass der Nutzen des einzelnen dadurch eingeschränkt wird oder jemand ausgeschlossen werden kann. Gerade deswegen stellt sich aber die Frage, wer den Leuchtturm finanziert. Da die „unsichtbare Hand“ des Marktes in diesem Fall versagt, muss das Gut durch die „öffentliche Hand“ des Staates bereitgestellt werden.
Versagen der Märkte
Mit dem Konzept der Globalen Öffentlichen Güter wird diese Logik von der nationalen auf die internationale Ebene übertragen. Demnach versagen die Märkte auch bei der ausreichenden Bereitstellung Globaler Öffentlicher Güter. Die weltweiten ökologischen, sozialen und ökonomischen Krisenerscheinungen werden als Unterversorgung mit diesen Gütern begriffen. Ähnlich wie auf nationaler Ebene das Marktversagen als Legitimation für staatliches Handeln dient, ist angesichts globalen Marktversagens eine verstärkte zwischenstaatliche Kooperation notwendig.
Die neueren Ansätze Globaler Öffentlicher Güter – insbesondere von UNDP – gehen aber noch einen weiteren Schritt über die konventionelle ökonomische Theorie hinaus, indem sie den Aspekt der Öffentlichkeit dieser Güter besonders betonen. Für die neuen Ansätze ist die Öffentlichkeit eines Gutes keine rein technische Frage, sondern eine eminent politische. Ob ein Gut öffentlich oder privat ist, entscheidet danach nicht das Lehrbuch, sondern die Öffentlichkeit selbst. Diese Entscheidung kann sich im Laufe der gesellschaftlichen Entwicklung ändern. Während beispielsweise die schulische Bildung in vergangenen Jahrhunderten ein privates Gut war, ist sie in modernen Gesellschaften als öffentliches Gut anerkannt. Ähnliches gilt für die Gesundheitsversorgung.
Auf globaler Ebene existieren als Pendant zum Markt demokratische Entscheidungsstrukturen der Öffentlichkeit bisher allenfalls in Ansätzen. Wir haben es quasi mit strukturellem Staatsversagen auf globaler Ebene zu tun. Gefordert werden daher sowohl neue Institutionen als auch neue Finanzierungsinstrumente, um Globale Öffentliche Güter in ausreichendem Umfang bereitzustellen.Überzeugungsarbeit nötig
Bisher erfolgt die Finanzierung von GPGs hauptsächlich aus dem Topf der öffentlichen Entwicklungszusammenarbeit (ODA). Schätzungen, etwa des österreichischen Ökonomen Kunibert Raffer, gehen davon aus, dass bis zu 40 Prozent der ODA für die Bereitstellung von GPGs ausgegeben werden. Dies ist aus zwei Gründen problematisch. Zum einen reichen die Mittel bei weitem nicht aus, um öffentliche Güter wie den Klimaschutz, die Artenvielfalt, saubere Meere oder auch stabile Finanzmärkte im notwendigen Umfang zu finanzieren. Zum anderen werden diese Gelder nicht zusätzlich bereitgestellt (wie es bei der Globalen Umweltfazilität von Weltbank, UNDP und UNEP ursprünglich geplant war), sondern reduzieren die ohnehin spärlichen Mittel, die für die eigentliche Entwicklungszusammenarbeit bereitstehen. Aus diesem Grund werden die Forderungen nach neuen internationalen Finanzierungsinstrumenten immer lauter. Detaillierte Vorschläge liegen bereits auf dem Tisch. Bevor es dazu kommt, wird noch viel Überzeugungsarbeit auf internationaler Ebene notwendig sein.Der Artikel erschien zuerst in punkt.um
AnonymOk! Wir würden die Natur und Artenvielfalt degradieren wenn wir sie zu handelbaren Gütern machen, aber solande wir das nicht tun, sind sie noch nicht einmal ein Gut.
Wirtschaftliche Strukturen und Organisationen scheinen nur das zu Schätzen, was in Geld ausgedrückt einen Wert darstellt. So sollte die Natur zumindest gegenüber den wirtschaftlich denkenden Organisationen einen finanziellen Wert erhalten, um diese zu schützen.
Stichwort: Handel mit Verschmutzungsrechten. Es scheint besser, diese zu handeln und somit Natur stückchenweise zu verkaufen (Europa), als diese kostenlos und ungebremst zerstören zu dürfen (USA). Vieleicht braucht es einig große Umweltkatastrophen in den USA damit diese, vieleicht mal, das Kyoto-Protokoll ratifizieren.
BZ
AnonymSiehe hierzu auch die Definition von [] Definition: Allmende-Klemme
Ein Ausweg aus der Klemme?
Hypothesen
Aus Ergebnissen einer Computersimulationsstudie, der die folgende Spielsituation zugrunde lag, wurde die Hypothesen entwickelt, daß in Allmende-Klemme-Spielen die Ausnutzung eines Gemeinguts durch bestimmte Strategien, die von einem der Spieler angewendet werden, der Gewinn für alle Spielteilnehmer optimiert werden kann.
Versuchspersonen
Insgesamt nahmen an dieser Untersuchung 109 Studenten teil. Studierende der Fächer Psychologie, Mathematik und Biologie durften nicht als Versuchspersonen teilnehmen Die Versuchspersonen durften einander nicht bekannt sein.
Im Folgenden werden hier nur zwei Varianten des Spiels ausgeführt an denen in je acht Versuchsgruppen zwei Versuchspersonen sowie ein instruierter Mitspieler, der ohne Wissen der naiven Versuchspersonen nach einer festgelegten Strategie spielte, teilnahmen. Als Kontrollgruppen dienten zwei Versuchsreihen aus je acht Gruppen, die ausschließlich aus naiven Versuchspersonen bestehen.Aufbau
Beim Fischereispiel handelt es sich um ein Simulationsspiel, bei dem mehrere Spielteilnehmer in insgesamt 14 Durchgängen einen Fischteich als fiktives Gemeingut nutzen/befischen. Die Versuchspersonen legen in bei jedem Durchgang die Fischfangquoten gleichzeitig fest. Kommunikation ist erst im letzten Durchgang möglich. In der allgemeinen Instruktion wird als Zielsetzung die Maximierung des individuellen Gewinns angegeben.
Eine entsprechende individuelle Gewinnmaximierung ist langfristig und für jeden einzelnen nur dann möglich, wenn der Fischbestand auf einem Niveau gehalten wird, das einen möglichst optimalen Zuwachs gewährleistet. Der Zusammenhang zwischen der Fischmenge am Ende einer Fangsaison und der Fischmenge am Beginn der nächsten Fischsaison ist präexperimentell funktional festgelegt.
Die Versuchspersonen haben erst während des Spielverlaufs die Möglichkeit zu erkennen, wie Fischbestand und Fischvermehrung zusammenhängen, und in welcher Konfliktsituation sie sich befinden. Wenn insgesamt zuviel abgefischt wird, sind die Ertragsmöglichkeiten in den nachfolgenden Durchgängen stark reduziert, bei drastischer Überfischung ist sogar der ganze Fischbestand gefährdet. Die Vermehrung des Fischbestandes ist im Bereich von 100 t optimal. Die Strategien der instruierten Mitspieler lassen sich wie folgt beschreiben:
Modellstrategie, bei der ein Drittel der optimalen Gesamtfangquote als Fangquote des Strategiespielers angegeben werden. Diese Strategie wird auch nicht reaktive wissende Equity-Strategie bezeichnet.
Strategie Vergeltungsverhalten, bei der der Spieler stets diejenige Fangquote angibt, die ihrem relativen Anteil der optimalen Gesamtfangquote entspricht, wobei sie diesen Anteil in Abhängigkeit von der Richtung und dem Ausmaß der Verletzung dieser Aufteilungsregel durch die Mitspieler im vorrangegangenen Durchgang so korrigiert wird, daß sie Vergeltung übt. Diese Strategie wird auch reaktive wissende TIT-for-TAT-Strategie genannt.Ablauf
Vor dem Versuch werden erfolgt ein Hinweis an die Versuchspersonen das während des Versuches keine Kommunikation erlaubt ist. Daraufhin werden die Versuchspersonen durch eine Rahmengeschichte (Fischereiwesen an Voralpensee), die vom Versuchsleiter vorgelesen wird auf das nachfolgende Spiel eingestimmt. Daraufhin werden die eigentlichen Instruktionen vom Spielleiter verteilt und vorgelesen.
Auf den danach ausgeteilten Formblättern sind zur Illustration zwei Beispieljahre angegeben.
Die erste Spielrunde wird gemeinsam durchgeführt, während ihr sollen Fragen der Vp beantwortet werden. Im Laufe des ersten Jahres wird darauf hingewiesen, daß die Vp nach dem sechsten Jahr gebeten werden, ihre Antworten auf die erste Frage des Fragebogens, nämlich „Welche Absicht hatten sie bei der Festlegung der Fangquote in dieser Runde?“ zusammenzufassen und dem Versuchsleiter und damit den anderen Mitspielern mitzuteilen; in jedem Jahr ihre Fangquote laut mitzuteilen ist, außer zu obengenannten Antworten Kommunikation nicht erlaubt ist nach dem ersten Jahr nur noch Verständnisfragen erlaubt sind.
Danach werden die restlichen neun Jahre durchgeführt. Bei Auftreten der Frage nach der Gesamtzahl der Durchgänge weist der Versuchsleiter darauf hin, daß die Anzahl der Durchgänge festgelegt ist und 15 nicht übersteigt, aber aus Gründen des Spielablaufs die genaue Anzahl nicht bekannt gegeben werden kann.
Zu Beginn des Spiels (Spielphase 1) beträgt die fiktive Fischmenge 140 t. Nach sieben Spieldurchgängen (Spielphase 2) wird in allen Gruppen mit einem Fischbestand von 71 t weitergespielt.
Den Versuchspersonen wird nach dem Spiel der jeweilige fiktive Fischertrag nach einem vor Spielbeginn bekannt gegebenen Umrechnungsschlüssel (eine Tonne = 0,15 DM) ausbezahlt.Variablen
Unabhängige Variable ist die vom instruierten Mitspieler gespielte Strategie.Ergebnisse
Die angegebenen Werte sind die Gesamterträge aller Spieler plus Restfischbestand nach der letzten Runde.Erfolg in der
Modell-Strategie-Gruppen
Spielphase 1 408,4
Spielphase 2 296,0Vergeltungsstrategiegruppen
Spielphase 1 342,9
Spielphase 2 180,5Mittelwert Kontrollgruppen
Spielphase 1 377,9
Spielphase 2 188,2Simulationsspiel Fischereikonflikt
Zum Thema Experiment in der Psychologie siehe auch
Werner Stangl: Test und Experiment in der Psychologie
[http://www.stangl-taller.at/
TESTEXPERIMENT/experimentarten.html]Simulationsspiele lassen sich relativ leicht varieren. Dieser Versuch wurde in parallel in einigen Variationen durchgeführt. So wurden Gruppen mit unterschiedlichen Spielerzahlen ohne instruierte Mitspieler, denen teilweise zu bestimmten Zeitpunkten Diskussionen erlaubt wurden oder vorher Einblick in die ökologischen Zusammenhänge gegeben wurde getestet
Quelle [] http://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/
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