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AnonymWinke, Winke
Als die Baustelle in Sicht wähne ich mich in einer Zeitschleife. Das gleiche Projekt, die gleichen Leute, und immer noch diese sinnlosen Einwinker auf dem Messegelände. Eigentlich ist es ein schlimmerer Job, als ein Parkhaus zu bewachen. Dutzende Handwerkerwagen, vollgestopft mit Werkzeug, Material und Bierkästen für den Feierabend quälen sich morgens am Pförtner vorbei, und geradezu stehen zwei bis drei dickere Männer in leuchtender Kleidung, haben einen Stock in der Hand und winken nach rechts, um anzuzeigen, wo wir langfahren sollen. Es gibt allerdings keine Alternativen, sobald man die Schranke passiert hat. Auf der Straße kann man nur einen Bogen nach rechts fahren. Es gibt auch keine Abzweigung oder Parkflächen, denn drumherum sind Hallenwände. Niemand will gegen Wände fahren. Wahrscheinlich winken sie nur, damit man auch wirklich weiterfährt und sich kein Stau bildet. Aber warum sollte man auf einer Straße anhalten, die nichts weiter bieten kann, als nach rechts einen Bogen zu schlagen und von kargen Wänden umschlossen zu sein?
Es ist und bleibt mir ein Rätsel. Mittlerweile winken wir einfach zurück.Absehbares Ende
Auf der Messe, für die wir bauen, bin ich nie gewesen. Einen Tag vor Beginn oder in der Nacht fahren die Arbeiter, die in unserem Fall 6-7 Wochen mit kleineren Pausen gebaut haben, nach Hause. Eine Handvoll Tage später ist der ganze Spuk wieder vorbei, und wir treffen ein, um ein paar weitere Wochen alles wieder abzubauen. Hunderttonnenweise landet Holz in den Containern, Teppichbödenberge wandern in den Müll und kilometerlange Kabel wechseln den Besitzer, denn Kabel kann jeder gebrauchen und manch einer erträgt nicht, welche Materialvernichtung auf der Messe betrieben wird und lädt sich den Kofferraum mit Schrott voll, den man ein paar Jahre im Keller lagert, schließlich doch wegschmeißt. Man baut nicht für die Ewigkeit, sondern den flüchtigen Moment. Nur die vorbeiwehenen Werbezettel und Heftchen, vergessene Hostessen-BHs in Stahlschränken und leuchtende Kugelschreiber mit Firmenlogo zeugen von dem kurzen und heftigen Aufeinandertreffen hunderttausender Menschen, die man als Monteuer selten zu Gesicht bekommt. Wir bauen auf und reißen nieder. Sysiphos ist nix dagegen.-Donnerstag, den 19.1. >> DIE BRAUSEBOYS — Text & Musik mit Nils Heinrich, Hinark Husen, Robert Rescue, Frank Sorge telefonisch, Volker Surmann, Heiko Werning & THILO BOCK (Karaokekönig & Lautliterat) >>21.00 Uhr /Laine-Art
weitere Infos & Links unter http://www.brauseboys.de & http://www.laine-art.com
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