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Meine erste Einzelausstellung nach dem Studium
Artikel von Burgy ZappSummaryIm September 2008 habe ich mein Studium „Soziale Verhaltenswissenschaften, Philosophie & Statistik“ abgeschlossen, zwei Monate „Leben aufräumen“, jetzt geht’s auf den Markt. „Sie sind Künstler? – Ich dachte Sie arbeiten.“Im November 2008 fiel die Entscheidung, 4 Bücher bis April zu schreiben – unter anderem „Legasthenie und Ich“, „Anthologie Künstlersalon Berlin„; von den Bildbänden und dem Katalog Ausstellung No. 1 war damals natürlich noch keine Rede. Doch plötzlich traten meine Bilder in den Vordergrund.Und das kam so: Philipp Koch erinnerte mich daran, dass ich für eine Einzelausstellung zugesagt hatte. Also wurde Freitag der 12.12.2008 als Datum für die Vernissage gewählt. 3 Wochen zuvor, bei der Durchsicht des Archivs in meinem dunkelhölzernen und mit Kunstwerken zugehängten Arbeitszimmer sitzen wir nebeneinander auf dem Sofa und starren auf den Computerbildschirm. Burgy: „Ups, so viele Bilder, die hatte ich teils schon ganz vergessen; wollen wir uns später noch einmal treffen?“ Philipp: „Gute Idee, denn wir sitzen hier schon seit Stunden.“
Am selben Tag, Telefongespräch mit Isabella: „Wie soll ich einen Künstler vermarkten, der noch keine Erfahrung nach dem Studium gesammelt hat, du musst diese Ausstellung machen, 4 Bücher hin oder her.“ Burgy: „Deswegen habe ich ja zugesagt, aber ist das Konzept nicht etwas gewagt? All die schönen Bilder weggeben! Kannst du es bitte mal durchlesen und absegnen?“
Jetzt ist die Ausstellung passé, Kunstkritiker und Vernissage-Publikum waren von der extremen Nachfrage irritiert, aber von der Vernissage begeistert: „In Berlin Bilder verkauft „ausverkauft, das gibt´s doch nicht; und was ist mit der Finanzkrise?“ Aber bis es soweit war … … habe ich meine Arbeit an „Legasthenie und Ich“ unterbrochen, das Kunstarchiv musste gesichtet und sortiert sowie Strukturen angelegt werden.
Mit Philipp Koch – meinem Kurator – wurde das neu sortierte Archiv gesichtet und die 104 Bilder für die Ausstellung ausgesucht. Mit Isabella Pridat – meiner PR und seither auch Management – wurde das Konzept abgestimmt. Mit Ludwig von Butler wurde ein Referenzkünstler für das Konzept gesucht und gefunden.
Während der Vorbereitungen fiel mir noch auf, ich muss jetzt endlich das Buch „Die 7 Kunst-Theorien“ schreiben und so habe ich das Konzept basierend auf vorhandenen Texten entworfen.
Dann wollten die Werke noch sammlergerecht abgezogen und gerahmt werden, ein Novum für einen Künstler, der stets von Fuß bis Kopf im Kunstbetrieb steckte (Künstlersalon Berlin) und mit dem Kunstmarkt per Sie ist.
Der Datenbankentwurf für die Einträge wurde überarbeitet, Verkaufsabwicklungsprozesse mit Agenten entwickelt, von Galeristen Rat für die Preisbildung eingeholt, die Besitzurkunden entworfen, Titel und Werktexte wurden verfasst, Kärtchen für die Hängung wurden gedruckt, die gesamte Ausstellung online gestellt, Einladungen versandt … All das musste in täglichen 18 Arbeitsstunden irgendwie untergebracht werden. Vernissage war am 12.12.2008.
Diese ausverkaufte Ausstellung verlangte nach einer Dokumentation – ein Katalog mußte her.
Die Redaktionssitzung (PR) im Atelier am Kaminfeuer war heiß, der Schnee auf dem Balkon kalt, jetzt zum Inhalt; „And now for something completely different“! Der Katalog folgt nicht der Kuration der Ausstellung, er ist im ersten Rang nach Werkstilen geordnet, im zweiten Rang nach Serien, Wahrnehmungskriterien und Sammlerkäufen. Man sollte den Katalog von vorne bis hinten durchlesen wollen, doch auch blättern sollte möglich sein, mit Mut zur Lücke. Nach der Neuordnung der Bilder wollten die Werkstile erläutert werden, die Beteiligten im Interview gehört und Auswahl der Sammler als Trendschau beleuchtet…
Am 24. Februar wurde der Katalog Ausstellung No. 1 in der Rohfassung fertig. Jetzt inzwischen liegt er hier, wo im November 2008 noch ein unsortiertes und ungesichtetes Archiv / Künstler war.
Um so eine Aufgabe stemmen und simultan noch an 6 Bildbänden zu arbeiten, sie als interaktive Kataloge in die gleichzeitig überarbeitete Internetseite zu stellen, Bilder zu verkaufen und die Messeteilnahme an der Berliner Liste 2009 vorzubereiten, ist neben Fleiß, auch Ehrgeiz, Routine und Durchhaltevermögen nötig gewesen – aber es hat sich gelohnt und es hat Spaß gemacht.
Abschließend noch ein Textschnipsel aus einem der Kunstwerktexte des Katalogs Ausstellung No.1:
Sich eine Meinung zu bilden, ein eigenständiges Werturteil zu finden, ist eine kraftaufwändige Auseinandersetzung. Wir vermeiden diese allzu oft, indem wir einer Spur folgen und unsere Urteile an etablierten Kategorien orientieren; z.B. in puncto Beruf, puritanisches Leistungsdenken: „Ah! Sie sind Künstler, ich dachte Sie arbeiten.“
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